Die verschiedene Gesichten der Planungstheorie
15 april 2004 
in Ruimte

Die verschiedene Gesichten der Planungstheorie

Im Jahr 1960 gab es schon Raumplanung im Stadt und Region. Die Frage
“Was ist Planung?” könnte man damals noch einfach beantworten.
In der heutigen Zeit ist Planung ein komplex Begriff geworden. Das begriff
‘Planung’ wird auf mehrere Art und Weisen benutzt, und es ist dabei nicht
immer deutlich über welche Planung man spricht (Selle, 2004). Auch
gibt es immer mehr Unsicherheiten über die Welt in der die Planer
tätig sind (De Roo, 2002). Die Planung hat damit verschiedene Gesichten.
Sowohl im Zeit als auch im Gebrauch des heutige Begriff.

In diesem Essay möchte ich zuerst die Geschichte des planungstheoretischen
Begriffs anschauen. Dabei werde ich die auch dem Einfluss des philosophischen
Denkens auf die Planungstheorie beschreiben. Danach möchte ich, Basiert
auf ein Essay von Univ.-Prof. Dr.-Ing. Klaus Selle aus Aachen, über
die verschiedene Anwendungen des Begriffs in die heutige Zeit schreiben.
Zum Schluss möchte ich Selle’s vorschlagen angehende die Forschung
im planungstheoretischen Bereich kritisch ankucken.

Geschichte des planungstheoretischen Begriffs

Seit die Philosophie der Aufklärung von Immanuel Kant im 18. Jahrhundert
glauben wir dass es mit unsere Welt immer weiter voran geht. Kant bricht
mit Begriffe wie Tradition, Religion, und Unmundigkeit. Er glaubt an das
(langsame) Prozess von einer Fortschritten der Welt (Boomkens, 2003).
In die moderne Zeit hat die Wissenschaft, früher oder später,
für alle Probleme einer Lösung. Es geht damit in die moderne
Welt immer weiter voran. Kant ist eine der erste Philosophen die eine
modernistische Philosophie entwickelt.

Auch Karl Marx kann man nennen als eine der Grundleger des Modernismus
(Boomkens, 2003). Er hat sich konsentriert auf Industrialisierung und
die kapitalistische Gesellschaft als Startpunkt der moderne Zeit. Marx
meint dass diese bürgerliche Revolution Komplettiert werden würde
mit einer proletarischen Revolution (Boomkens, 2003).

Die Philosophen Adorno und Horkheimer, Mitglieder der Frankfurter Schule,
haben mit ihre Kritische Theorie das Modernismus sehr kritisch angekuckt.
Nach die zweite Weltkrieg haben sie angefangen mit ihre Kritische Theorie
zu untersuchen warum die Arbeiters kein ende an das Kapitalismus gemacht
hatten (wie Marx behauptete) und für Nazismus und Faschismus gewählt
hatten. Sie wollten nicht nur Objektive Erkenntnisse sondern auch ein
Normativ Urteil über die Welt geben (Boomkens, 2003).

Obwohl es also bei Adorno und Horkheimer nach der Zweite Weltkrieg schon
kritische Fragen gab über die Wirksamkeit des Modernismus war die
moderne Zeit noch nicht am Ende. Im 60er Jahren gab es zum letzte mal
noch einmal ein ‘revival’ des Modernismus mit u.a. Studentenaufstand,
Feminismus und eine widerstrebende Jugendkultur.

Auch in die Planung wurde nach dem zweiten Weltkrieg das technokratische
Planungsverständnis aus die nationalsozialistische Zeit skeptisch
betrachtet (Fürst, 2002). Trotzdem gab es schon ziemlich schnell
wieder Planungssysteme mit viel staatliche Steuerung. Fürst nennt
verschiedene Faktoren für diese Wandel. Durch die finanziellen Probleme
der Staat wurde der Zwang zur Modernisierung des Staates immer offenkundiger.
Im Jahr 1968 sprach der Bundestag sich für ein umfassendes politisches
Planungssystem aus. Dieses Planungssystem wurde mit viel Eifer ausgeführt.
Unter die Regierung Brandt/Seel wurde die Planung zur ‘Vehikel der Modernisierung
von Wirtschaft und Gesellschaft’. Die Zeit 1968-1974 wird darum als Zeit
der Planungseuphorie bezeichnet (Fürst, 2002).

Die Planungstheorie kann in diese Zeit die Realität noch Beeinflussen.
Viele Veränderungen in die Praxis der Planung werden von der Wissenschaft
initiiert (Fürst, 2002). Die Planung ist in die 60er und Anfang der
70er Jahre also stark technokratisch orientiert.

Der Planungseuphorie war schon 1974 vorbei. Fürst (2002) nennt die
Ölkrise 1973/74 und die Auflösung der Golddeckung des Dollars
als Äußerer Anlass. Es gab aber auch zunehmende Spannungen
im Planungssystem. Die staatliche Planung stieß auf Widerstand der
Parlamente und auch das inflexibeler Charakter hat es dazu gebracht dass
die Planungstheorie seit mitte der 70er Jahre die Planungsrealität
nicht mehr beeinflussen könnte wie vorher. Planung gab es aber auch
nachdem noch. Das vertrauen an die technokratische Orientierung war jedoch
weg.

Um 1978 gab es auch in das philosophische Denken ein Umschlag (Boomkens,
2003). Philosophen wie Michel Foucault, Richard Rorty und Jürgen
Habermas konstatierten eine philosophische Krise. Sie behaupten alle,
es sollte ein neue art von Philosophie geben. Für die Planungstheorie
in den 80er und 80er Jahren ist die Rationalitätsphilosophie von
Jürgen Habermas wichtig. Habermas macht ein unterschied zwischen
Zielrationalität (technische Rationalität) und kommunikative
Rationalität. Habermas behauptet dass nicht alle Sachen auf die Welt
zu erklären sind mit wissenschaftlicher Forschung wobei nur Objektive
Kenntnis gesammelt wird. Er sagt dass viele Sachen nur mit intersubjektiver
Kommunikation erläutert werden können. Habermas bleibt mit seiner
neuen Philosophie nahe bei dem Modernismus. Von objektiver Wahrheit wandert
er nach intersubjektiver Wahrheit. Rorty, und Foucault noch mehr, gehen
einen ganz anderen Weg. Sie sind nicht mehr so sicher das es überhaupt
noch Fundamenten gibt worüber wir objektive Kenntnis haben können.

Die meiste Theorien über Planung lassen sich aber besser auf Habermas
zurückführen als auf Rorty oder Foucault. In den 80er und 90er
Jahren wurde die technokratische und rationalistische Planung immer mehr
abgelehnt. Staatliche Planung würde übernommen durch marktliche
Steuerung wobei die Planung informeller wurde (Fürst, 2002).

Viele Autoren haben gesucht nach neuen Planungstheorien. “After
Rationality, What?” ist die Titel eines Essays von Alexander (1984).
Er behaupt, beeinflusst durch die Philosophie von Thomas Kuhn, dass das
Paradigma der rationalen Planung nicht mehr funktioniert. Alexander beschreibt
die verschiedenen Reaktionen auf diese ‘paradigma breakdown’. Er beschreibt
die rituelle Reaktion, wobei alte Theorien einfach weiter benutzt werden.
Auch gibt es, so Alexander, die vermeidende Reaktion, wobei akzeptiert
werd dass das rationelle Paradigma nicht mehr funktioniert aber wobei
man nicht die Folgen akzeptiert. Drittens beschreibt Alexander die verbannende
Reaktion. Dabei werden alle rationellen Modelle unbenutzbar erklärt.
Alexander meint, die suchende Reaktion sei die beste Reaktion. Dabei wird
gesucht nach neuer Paradigmen. Er selber schlägt ‘a contingency approach’
vor. Dieser Angriff kann normative Aussagen geben und ist sich dabei von
der Komplexität der Welt bewusst (Alexander, 1984).

Anfang 90er Jahren, nach die Fall der Berliner Mauer, lebte die Planungsdiskussion
langsam wieder auf (Fürst, 2002). Auch in die Philosophie gab es
neue Denkweisen. Die französische Philosoph Bruno Latour ist dabei
wichtig. Die Fall der Berliner Mauer, und damit die Fall des Sozialismus,
hat gezeigt dass der modernistische Unterschied zwischen Natur und Kultur
nicht länger behalten werden kann, so behaupt Latour (1993). Das
Modernismus geht davon aus dass Menschen die Welt Steuern und das die
Natur darauf keine Einfluss hat. Latour sagt das die Welt aber viele Zwischenformen
von Natur und Kultur hat. Mit andere Wörter: Natur und Kultur haben
Einfluss auf einander. Wir sind nie Modern gewesen, so behaupt Latour,
und darum müssen wir auch nicht verändern. Was wir brauchen
ist nur dass wir anerkennen dass es schon immer Zwischenformen von Natur
und Kultur gegeben hat (Latour, 1993).

Die heutige Planungstheorie kann nicht genau definiert werden. Einzige
Planer behaupten dass Planungstheorie sich konsentrieren soll auf die
Praxis der Planung. Andere Autoren sehen eine Kommunikative rolle für
die Planer zwischen viele andere Akteure im Planungsbereich. Die Planung
ist jedoch nicht mehr die Planung aus den 60er Jahren. Planung kann die
Welt nicht Steuern, sondern nur die Praxis forschen (De Roo, 2003).

Gebrauch des heutigen planungstheoretischen Begriffs

Das Essay von Klaus Selle über die Verwirrung über den zentralen
Gegenstand der Planungstheorie ist eine schöne Darstellung von die
verschiedene Gesichten der heutigen Planungstheorie. Selle fragt sich
worüber wir eigentlich reden, wenn wir über Planung reden und
beschreibt Acht vor Ihm wichtige Verwirrungs-Gründe. Erstens gibt
es die Fragen: “Auf was baut man auf? Von welchem Begriff grenzt
man sich ab?”. Selle sagt dass alle Autoren ‘ihre’ Planung definieren
und sich dabei schlecht abgrenzen von andere, konkurrierende, Begriffen.
Selle behauptet dass “Auf diese Weise (…) wissenschaftliche Erkenntnis
nicht möglich [ist]” (Selle, 2004).

Ich glaube, er hat damit nicht ganz Recht. Es ist natürlich schwierig
für das Verständnis dass Autoren sich nicht abgrenzen von anderen
Begriffen, aber wenn sie mit verschiedenen Begriffen dasselbe meinen gibt
es eigentlich nicht wirklich ein Problem. Die Analytische Philosophie
von u.a. Ludwig Wittgenstein hat uns schon gezeigt dass die Bedeutung
eines Worts abhängt von dem Gebrauch. Auch die Einwand von Selle
das alle Autoren ‘ihre’ Planung definieren und das dass natürlich
Verwirrung geben kann, ist kein Problem für die wissenschaftliche
Anspruche. Planungstheorie hat viele Gesichten. Auch wenn Selle nur die
empirische Forschung nach Pläne machen als Planungstheorie bezeichnen
möchtet bleiben andere Gesichten der Planungstheorie bestehen und
wichtig für die Planer. Planer sollen sich darum auch mit alle verschiedene
Gesichten der Planungstheorie beschäftigen. Selle zeigt uns eine
ganze Menge Gesichten der Planungstheorie.

Planungstheorie kann verschieden Sachen definieren. Selle schreibt dass
die Planungstheorie zum Beispiel eine Tätigkeit, ein Beruf, eine
Aufgabe, eine Institution oder eine Wissenschaft betreffen kann. Auch
hier hat er Recht dass Autoren definieren sollen welche ob man zum Beispiel
entweder die Tätigkeit oder die Wissenschaft beschreibt.

Auch wessen Planung ist eine Frage. Es gibt staatliche Planung, aber
auch Private. Wenn man nur über “Planung” spricht kann
man also nicht wissen wessen Planung gemeint ist. Selle signalisiert auch
dass viele Autoren Planung gleichsetzen mit öffentlicher Politik.
Selle sagt, mit Recht, dass solche Gleichsetzungen und Vermengungen es
unmöglich machen zu wissen von wessen Planung die rede ist. Die Lösung
für dieses Problem ist aber ganz einfach. Autoren sollen am Anfang
ihre Publikationen sehr gut definieren über wessen Planung sie in
die bestimmte Publikation sprechen.

Welche (Fach-) Planung ist die Vierte Frage von Selle. Auch hier zeigt
er uns wieder jede menge Anwendungen des planungstheoretischen Begriffs.
So gibt es zum Beispiel Stadt-, Regional-, Raum- und Umweltplanung. Manchmal
spricht die Planungstheorie über alle Anwendungen, manchmal auch
nur über ein Teil. Fünftens gibt es Verwirrung dadurch dass
man nicht weiß welche Planer gemeint sind. Dass sind nicht immer
nur die Leute die ein Studiengänge Planung gemacht haben sondern
auch eine menge von Menschen die in andere Berufsfelder tätig sind.

Viele Sachen werden zum Planung gemacht, was die sechste Ursache der
Verwirrung ist. Selle meint dass nur das ‘Pläne machen’ zum Planung
gehört und dass Umsetzung und Evaluation kein Teil der Planung sind.
Man kann aber einwanden dass die Umsetzung und der Evaluation der Pläne
sowieso ziemlich wichtig sind und dass es weniger wichtig ist ob man das
zu ein Teil der Planungstheorie macht oder nicht.

Siebtens beschreibt Selle die Verwirrung durch das Vermengen von normativen
(was sein soll), konzeptionelle (was theoretisch möglich ist) und
Realität beschreibenden Betrach-tungweisen (was wirklich ist). Selle
hat Recht wenn er sagt dass diese Betrachtungsweisen nicht vermengt werden
sollen.

Letzte mögliche Grund für Verwirrung die Selle beschreibt ist
das unterschied zwischen Wunsch und Wirklichkeit. Wenn man sich etwas
wünscht kann man die Wirklichkeit so interpretieren dass Wünschen
Wirklichkeit scheinen zu sein. Wenn man dem Unterschied zwischen Wunsch
und Wirklichkeit aber nicht deutlich macht weißt man nicht worüber
man redet.

Wie schon gesagt glaube ich dass alle durch Selle beschriebene Gesichten
der Planung ein Teil der Planung sein sollen. Die Lösung für
das Problem der Verwirrung ist ganz einfach: Autoren sollen deutlich machen
worüber sie reden.

Selle hat aber eine andere Lösung. Im zweiten Teil seines Essays
spricht Selle über die Praxis. Er behauptet dass Planer Forschen
sollen was tatsächlich in die Praxis passiert. Auch sollen Planer
probieren zu erklären warum dass passiert. Ich glaube dass Selle
damit das begriff Planungstheorie im engen Sinne des Worts nimmt. Er vergisst
aber dass Planungstheorie mehr ist als nur Praxis-Forschung und Praxis-Erklärung.
Das Erstaunende dabei ist, dass er selbst schon die verschiedene Gesichte
der Planungstheorie beschreibt.

Auch andere Autoren haben über die verschiedene Gesichten der Planungstheorie
geschrieben. Andreas Faludi (1973) unterscheidet zum Beispiel ‘theory
in planning’ und ‘theory of planning’.

Die verschieden Gesichten der Planungstheorie

Das Begriff ‘Planungstheorie’ wird also in verschiedene Kontexten benutzt.
Es gibt zum Beispiel Planer die konzeptionelle Modelle entwickeln und
es gibt auch planer die sich beschäftigen mit aktuelle Problemen
in einem bestimmten Viertel. Ob dass alles zu Planungstheorie gehört
ist nicht unumstritten. Ich glaube dass Klaus Selle in seines Essay die
Kern der Planungstheorie beschrieben hat. Es gibt aber mehr. Planer sollen
sich nicht lediglich beschäftigen mit die Forschung die Selle beschrieben
hat, sondern sie sollen auch mit andere Akteure diskutieren über
Planung. Planer sollen dazu neue, Philosophische, Ansätze benutzen
um konzeptuelle Modelle zu entwickeln, sich beschäftigen mit Politik
und vieles mehr. Auch dazu kann und muss die Planungstheorie etwas sagen.
Was ‘Planungstheorie’ ist, können wir allerdings nicht genau definieren.

In die moderne Welt könnte man begriffe wie ‘Planungstheorie’ einfach
definieren. Seit dem Umschlag in das Denken ende 70er Jahren und etwas
später die Philosophie von Bruno Latour wissen wir aber dass die
moderne Welt nicht wirklich existiert. Die Welt ist, wie Latour (1993)
zeigt, hybride. Für feste Definitionen gibt es kein platz in diese
hybride Welt. Eine exakte Definition des Begriffs ‘Planungstheorie’ kann
darum nicht gegeben werden.

Literaturverzeichnis

Alexander, Ernest R. (1984). After Rationality, What? A Review of
Responses to Paradigma Breakdown
. In: APA Journal, No.3, seiten 62-69.

Boomkens, René (2003). Vorlesungsskript Modernisme en Postmodernisme
2003/2004
. Philosophisches Institut, Universität Groningen.

Faludi, Andreas (1973). A reader in planning theory. Teil 1:
What is planning theory? Oxford.

Fürst, Dietrich (2002). Soziologische und planungsmethodische
Grundlagen der Freiraumplanung
. Teil 1 und 3. Universität Hannover.

Latour, Bruno (1993). We have never been Modern. Pearson Education
Ltd, Essex.

Roo, Gert de (2002). De Nederlandse Planologie: In weelde gevangen.
Fakultät der räumliche Wissenschaften, Universität Groningen.

Roo, Gert de (2003). Vorlesungsfolien Planningstheorie 1. Fakultät
der räumliche Wissenschaften, Universität Groningen.

Selle, Klaus (2004). Wovon reden sie denn? Am Anfang der Wiederbelebung
planungstheoretische Diskussion steht die Frage nach ihrem Gegenstand
.
In: Altrock et al. (Hg.) Planungstheoretische Perspektiven, Leue
Verlag, Berlin.

Het artikel werd geschreven door Ritske Dankert in april 2004.